Handy weg? Hirn an! – Annette & Katja kochen wieder eine Pixelsuppe.
Shownotes
Handyverbote? Bringen nichts. 🚫📱
In dieser Folge Pixel-Suppe sprechen wir über Kinder, Smartphones und die Frage: Wie viel Verbot – und wie viel Vertrauen – brauchen wir eigentlich? Wir diskutieren über:
- Prof. Dr. Hendrik Streeck, Bundes-Suchtbeauftragter, und seine Forderung nach Altersgrenzen für Social Media
- Warum Medienkompetenz wichtiger ist als Handyverbote Elternstress, Vorbildfunktion & „Leg doch mal das Handy weg!“
- Algorithmen, Bubbles und warum Insta plötzlich nur noch Bergsteiger zeigt
- Signal statt WhatsApp, Emojis und die Frage: „Versteht mich mein Handy besser als meine Eltern?“
🔗 Links & Quellen zur Folge
- Bundes-Suchtbeauftragter Prof. Dr. Hendrik Streeck: drogenbeauftragter.de
- MDR-Artikel (13.08.2024): „Medienkompetenz wichtiger als Handyverbot“ → MDR.de
- T3N: „Streeck spricht von Verhaltenssucht – Kommt Altersgrenze für TikTok?“ → t3n.de
- klicksafe – Infos & Broschüren für Eltern, Kinder, Schulen: klicksafe.de
- IFAK – Institut für angewandte Kindermedienforschung: ifak.de
- Signal Messenger (WhatsApp-Alternative): signal.org
- SCHAU HIN! – Ratgeber für Eltern: schau-hin.info
Transkription Katja: Das ist doch gut. Also, hey ho, let’s go. Hi, Annette! Mensch, mitten in der Sommerpause. Annette: Hi Katja, ja schön, im Sommer im tiefsten. Eigentlich ist das unsere ruhige Zeit. Wobei, Anfang der Ferien ist ja immer noch ein bisschen wild, aber dann wird’s ruhiger. Wir gehen nicht vor Langeweile zugrunde – es gibt immer noch genug zu tun. Katja: Genau, mal ein paar Workshops und so. Heute haben wir uns etwas Besonderes überlegt: Keine weiß, welche Fragen die andere vorbereitet hat. Mein Einstieg soll locker ins Thema führen. Also, Annette, bist du bereit? Annette: Ich bin bereit. Warm-up: Smartphone im Urlaub Katja: Wenn dein Smartphone ein Urlaubstyp wäre – Meer, Berge oder Couch mit WLAN? Annette: Schwer zu sagen. Vielleicht Meer: es hört gern das Rauschen, die Wellen. Berge wären auch gut, wenn es beim Motorradfahren geschaukelt wird. Oder auf dem Segelboot. Ich glaube, es mag einfach geschaukelt werden. Wunsch-App Annette: Welche App würdest du dir erfinden? Katja: Unaufgeforderte Unterstützung! Zum Beispiel: „Hey Katja, du bist unterwegs – hast du deine Reisekosten erfasst?“ Automatisch Termine erkennen, Strecke berechnen, direkt in eine Tabelle. Ich habe mir sowas über iPhone-Kurzbefehle gebastelt: Button drücken → Eintrag in Excel. Aber ich vergesse, den Button zu drücken. Es müsste automatisch gehen oder zumindest mit Erinnerung. Hauptthema: Handyverbot vs. Medienkompetenz Annette: Heute ist wieder ein Statement vom Bundes-Suchtbeauftragten Prof. Dr. Hendrik Streeck aufgepoppt. Bekannt wurde er vielen durch Corona. Jetzt äußert er sich zu digitalen Medien. Überschrift: „Medienkompetenz der Kinder ist wichtiger als Handyverbot.“ Katja: Ja, super! Das können wir beide unterschreiben. Er fordert außerdem eine Altersbegrenzung für Social Media – wegen suchtähnlicher Symptome: Schlafmangel, Kontrollverlust, Vernachlässigung anderer Aktivitäten. Annette: Genau. Er sieht Handyverbote kritisch, weil sie das Problem nicht lösen. Wichtig ist, dass Eltern Altersgrenzen respektieren – z. B. TikTok ist ab 16, viele nutzen es trotzdem. Katja: Im Koalitionsvertrag steht: Wissenschaft soll beraten, nicht Bauchgefühl. Und die sagt klar: Verbote sind nicht der richtige Weg. Medienkompetenz ist entscheidend – Kinder müssen verstehen, warum hinter Likes und Algorithmen Suchtgefahr steckt. Annette: Streeck fordert außerdem strengere Vorgaben für Plattformen. Aber auch: Eltern müssen mehr Verantwortung übernehmen. Wir kennen das – nach manchen Polizeivorträgen gehen Eltern verängstigt nach Hause: „Handys wegwerfen!“ – das bringt nichts. Mediensucht Annette: Mediensucht ist eine Verhaltenssucht – vergleichbar mit Kauf-, Porno- oder Glücksspielsucht. Likes setzen Dopamin frei, machen glücklich. Scrollen beruhigt, aber viele können den Absprung nicht schaffen. Katja: Und viele junge Erwachsene, die mit Social Media groß wurden, haben diese Kompetenz nicht entwickelt. Schule & Medienkompetenz Katja: Der Sozialverband Deutschland fordert ein Pflichtfach Medienkompetenz an allen Schulen. Nicht nur IT-Basics, sondern kritischen, verantwortungsvollen, datensensiblen Umgang. Annette: Sehr gut! Kinder dürfen nicht allein gelassen werden mit KI-Inhalten, Hetze, Fake News. Aber: Fördergelder für Medienpädagogik werden gestrichen – ein Widerspruch! Wir wären da, wir hätten Kapazitäten. Bildung kostet, billige Handyverbote bringen nichts. Katja: Aber: Medienkompetenz im Notensystem funktioniert nicht. Schule müsste externe Fachkräfte holen. Medienkompetenz ist nicht nur „Gefahr“, sondern auch Spaß, Kreativität, positive Vernetzung. Algorithmen & Bubbles Katja: Beispiel: Nach Laura Dahlmeiers Tod war mein Insta-Feed nur noch „In Memoriam Laura Dahlmeier“. Danach plötzlich nur noch Alpinunfälle, verunglückte Bergsteiger am Mount Everest. Man muss verstehen, wie schnell man in eine Bubble rutscht. Annette: Genau. Algorithmen zeigen das, was wir länger anschauen. Rauskommen erfordert Bewusstsein. Messenger-Alternativen Katja: Warum nicht Klassenkommunikation über Signal? Dann lernen Kinder früh Alternativen zu WhatsApp. Annette: Ja! Aber viele Vereine bleiben stur bei WhatsApp. „Ich habe nichts zu verbergen“ ist eine gefährliche Bequemlichkeit. Politische Stimmen Annette: Karin Prien (Bildungsministerin) fordert privates Handyverbot an Grundschulen. Aber Kinder haben ein Recht auf digitale Teilhabe. Konsolen wie Switch oder PSP diskutiert niemand, dabei sind auch da problematische Spiele möglich. Katja: Markus Söder lehnt Handyverbot ab – wohl eher, damit er Follower auf Instagram nicht verliert. Er hätte aber auch sagen sollen: „Keine Verbote, dafür mehr Medienkompetenz.“ Positiver Blick Annette (Zitat IFAK): „Ein reflektierter Medienumgang kann die Fantasie bereichern und Kreativität sowie Vorstellungskraft von Kindern auf gesunde Weise unterstützen.“ Katja: Schön gesagt. Kreativität ist ein Future Skill – KI kann nicht kreativ sein. Kinder müssen das bleiben. Offener Aufruf Katja: Wir suchen Jugendliche, die uns sagen: Wie fühlt es sich an, wenn Erwachsene alles entscheiden – kein Handy, kein Zugang? Wie steht ihr zur digitalen Teilhabe? Meldet euch! KI & Emotion Katja: Wenn ein Kind sagt: „Mein Handy versteht mich besser als meine Eltern“ – was machst du? Annette: Es würde mich traurig machen. Ich würde nachfragen: Welche Fragen stellst du? Welche Antworten bekommst du? KI kann helfen, ersetzt aber nicht Beziehung. Beide erinnern an eine Doku: Ältere Frau fühlte sich verstanden und weniger einsam. Paar nutzte KI für Konfliktgespräche, bekam neue Ideen. KI kann anregen, aber ersetzt keine Tiefe. Katja: Früher war’s Dr. Sommer in der Bravo. Kinder suchen schon immer Antworten außerhalb der Eltern. Heute ist es KI. Elternrolle & Vorbild Annette: Kinder sind genervt, wenn Eltern ständig am Handy sind oder jede Situation fotografieren. Bewusst fotografieren – wie früher analog – wäre besser. Kinder würden wohl strengere Regeln aufstellen als Eltern. Katja: Stimmt. Meine Tochter hat auch mal gesagt: „Jetzt leg doch mal das Handy weg.“ Emojis Katja: Ich nutze eigene Sticker, aber auch den OK-Hand-Emoji und das Lach-Emoji. Annette: Bei mir ist es auch das Lach-Emoji, manchmal Herzchen, der mit Sonnenbrille oder Sternchenaugen. Abschlussfrage Katja: Was wünschst du dir für Kinder von morgen im Umgang mit Medien? Annette: Kreativen, stressfreien Umgang. Mehr Schutz durch Plattformen. Und Menschen, die Kreativität und Fantasie fördern. Katja: Dem schließe ich mich an. Ende Annette: Spannendes Thema, das bleibt uns sicher erhalten. Katja: Genau. Heute war’s eine coole Folge Pixel-Suppe. Wir hatten Spaß – und das ist das Wichtigste. Annette: Wir haben schon die nächsten Gäste in Vorbereitung – es bahnt sich Inklusion als Thema an. Katja: Dann danke, Annette. Annette: Danke Katja – fürs Mitmachen beim Experiment. Katja: Nur das eine Thema Handyverbot war abgesprochen, alles andere spontan. Annette: Hat Spaß gemacht. Katja: Mir auch. Tschüss!
Laura
‧Marianne
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